Medienkritik ist ein seltsames Ding: Meistens, so lehrt die Erfahrung, gibt es an Medien und Berichten dann etwas zu kritisieren, wenn man anderer Meinung ist. Oder wenn man einem Bericht eine Meinung oder Aussage unterstellt, mit der man – aus den verschiedensten Gründen – nicht einverstanden ist.
Unvergessen sind mir zum Beispiel auch nach Jahren, wie örtliche Honoratioren wutentbrannt in die Lokalredaktion stürmten und den Verfasser eines Artikels heftigst angingen – weil sie meinten, die Aussagen dort bedeuteten etwas bestimmtes, mit dem sie nicht einverstanden waren. Taten diese Aussagen aber gar nicht, es war ein einfacher Tatsachenbericht ohne Hintergedanken. Der Leser interpretiert und deutet, immer, auch wenn nur Fakten transportiert werden.
In Zeiten, in denen das Wort Lügenpresse unrühmliche Bekanntheit erlangt, kann man davon ausgehen, dass die Zahl der mit Medien und Berichterstattung Unzufriedenen lokal und überregional nicht geringer wird.
Wenn einer also Medien kritisiert, dann muss er ein gutes „Standing” haben: glaubhaft, vertrauenswürdig sein, die eigenen Interessen so vorhanden deutlich benennen. Mir fällt da niemand ein, der das besser könnte als der Medienjournalist Stefan Niggemeier. Heute startet seine Website Übermedien.
Der Mann, der Bildblog gestartet hatte, wird sicher nicht auf dem Niveau eines Nörgel-Blogs loslegen. Niggemeier kritisiert lustvoll und fundiert. Mit diesem Projekt, so hat er angekündigt, will er seine Arbeit auch finanzieren. Heißt: Ein Teil der Artikel bleibt hinter einer Bezahlschranke. Über Blendle ist man mit monatlich 3,99 € als Leser dabei.
Für den Leser ist das gut angelegtes Geld. Und wenn die Website damit auf Werbung verzichten kann, hat sich das doch schon gelohnt.